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Grace Hopper und Kurt W. Beyer – Ein Nachtrag

Wie im vorhergehenden Blogbeitrag berichtet, hat sich Dr. Kurt W. Beyer eingehend mit dem Leben von Admiral Grace Hopper beschäftigt. Es gibt nicht nur einen Vortrag, sondern auch ein lesenswertes Buch:

Grace Hopper And The Invention Of The Information Age

Autor ist derselbe Kurt W. Beyer, der den knapp einstündigen Vortrag gehalten hat, von dem ich vorgängig berichtet habe.  Er zeichnet das Bild einer Mathematikprofessorin, welche in einer Art Wendepunkt ihres Lebens in die Armee eintritt und fortan die Geschicke des aufkeimenden Informatikzeitalters bestimmt.  Der Schock des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor hat die amerikanischen Streitkräfte auf eine extreme Weise mobilisiert.  Zu dieser Zeit hat das IBM-Werk in Endicott den ASCC fertiggestellt, einen der frühen elektromechanischen Rechner. ASCC steht für “Automatic Sequence Controlled Computer”. Howard Aiken, der Konstrukteur dieses Rechners, hat Grace Hopper in sein Team aufgenommen.

Grace Hopper hat mit ihrem analytischen Verstand selbst diese steinzeitliche Rechenanlage optimal eingesetzt. Das größte Hindernis für eine Programmierung dieses ASCC (später an der Harvard-University wurde der Rechner “Mark I” genannt) bestand in dem festen Programmablauf, der durch einen 4″-breiten Lochstreifen vorgegeben wird. Dies sollte sich auf späteren Systemen ändern –  der Schlüssel dazu bestand in der Von-Neumann-Architektur, welche den Programmcode ebenfalls im Arbeitsspeicher ablegt.

Wer sich für diese Dinge interessiert, sollte sich das Buch kaufen und lesen!

Dr. Kurt W. Beyer: “Grace Hopper And The Invention Of The Information Age, MIT Press Paperback Edition,
ISBN 978-0-262-01310-9

Grace Hopper – Emanzipation aus anderem Blickwinkel

Kürzlich bin ich auf einen Vortrag auf Youtube gestoßen, der absolut sehens- und hörenswert ist: Dr. Kurt W. Beyer stellt in einem Vortrag Admiral Grace Hopper (1906-1992) vor. Sie war Informatikerin und Computerpionierin. Sie hat in den 50er Jahren die Programmiersprache COBOL entwickelt. Dies war insofern ein wichtiger Schritt, als die ersten Rechner in Von-Neumann-Architektur zur Verfügung standen. Wo bisher Computerwissenschafter die Rechner in Maschinensprache oder bestenfalls in Assembler programmiert hatten, konnten nun Fachpersonen ihres Gebiets (Finanzwesen, Verwaltung etc.) den Computer in einer aufgabenorientierten Sprache programmieren.

Frau Hopper hat nebst 40 Ehrendoktorwürden den Man of the Year Award der Data Processing Management Association verliehen bekommen. Da ich derzeit gerade eine Biografie von Wilfried Meichtry über Iris von Roten auf dem Nachttisch liegen habe, sind mir interessante Verknüpfungen in den Sinn gekommen. Iris von Roten hat ihr damals sehr umstrittenes Buch “Frauen im Laufgitter” 1958 auf den Markt gebracht – in derselben Zeit, als Frau Hopper den Vorläufer von COBOL – Flowmatic – erdacht hat. Grace Hopper hat die Emanzipation der Frau auf ihre ganz eigene Weise vorangetrieben.

Zurück zum Vortrag. Ein Zitat aus dem Youtube-”Beipackzettel”:

Hopper made herself one of the boys in Howard Aikens wartime Computation Laboratory at Harvard, then moved on to the Eckert and Mauchly Computer Corporation. Both rebellious and collaborative, she was influential in male-dominated military and business organizations at a time when women were encouraged to devote themselves to housework and childbearing. Hoppers greatest technical achievement was to create the tools that would allow humans to communicate with computers in terms other than ones and zeroes. This advance influenced all future programming and software design and laid the foundation for the development of todays user-friendly personal computers.

Link zum Vortrag (Youtube)

Der letzte Satz ist für mich sehr zentral, darum hebe ich ihn hier hervor:

This advance influenced all future programming and software design and laid the foundation for the development of todays user-friendly personal computers.

Der Vortrag ist ein interessanter kulturhistorischer Beitrag.