Archiv der Kategorie: Gesellschaft

Naked at Lunch – ein Buchtipp

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Mark Haskell Smith, Schriftsteller, Sachbuchautor und Universitäts-Dozent aus Los Angeles, hat sich für ein Jahr in die Welt der Nackten begeben.  Das Resultat seiner „angewandten Feldforschung“ ist ein  Sachbuch über den Naturismus, welches sich ebenso unterhaltsam wie eine Erzählung liest.

Ein Buch über den Naturismus aus der Feder eines Amerikaners ist umso bemerkenswerter, da die Nacktheit in der US-amerikanischen Gesellschaft fast schon notorisch mit Sexualität verbunden wird. Deshalb hat sich der Autor mit dem Begriff „nonsexual social nudism“ beholfen, um seine Leserschaft in die richtige Richtung zu leiten.

Ich habe mir sowohl die US-amerikanische Originalausgabe (2015) in der UK-Edition als auch die deutsche Übersetzung (2016) besorgt und parallel gelesen. Abgesehen von ein paar kaum zu übersetzenden und deshalb fehlenden USA-typischen colloquialisms ist die Übersetzung ins Deutsche von Jan Schönherr  erstaunlich exakt.

Seine Feldforschung betreibt Mark Haskell Smith sowohl an den verschiedensten Orten als auch an unterschiedlichen Quellen, wie z.B. in Archiven der Naturistenvereinigungen in den USA und in Europa. Es gibt Erlebnisberichte aus so unterschiedlichen Orten in Europa wie z.B. Vera Playa bei Almeria, dem Village Naturiste in Cap d’Agde, aus den österreichischen Alpen anlässlich der NEWT 2013 (Naked European Walting Tour) bis hin zu einer Bare Necessities Kreuzfahrt in der Karibik.  (Randbemerkung: Mein letzter Link zu den Kreuzfahrten ist mit einen Javascript-Dialog versehen, worin man seine Volljährigkeit zu bestätigen hat.  In den USA dürfen Kinder – zwar unter erwachsener Anleitung – Schusswaffen benutzen, aber niemals nackte Körper zu Gesicht bekommen.)

Trotz vieler amerikanischer Sichtweisen auf den Naturismus ist dieses Buch absolut lesenswert, auch für die Menschen, die sich (noch) nicht mit der sozialen Nacktheit auseinandergesetzt haben.

Selbstbegegnungen – ein Buchtipp

„Das Fremde in uns und das Fremde um uns — beides könnte uns bereichern. Dazu müssen wir aber verlernen, es uns verständlich machen zu wollen.“

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Neulich, ganz zufällig  während einer Autofahrt, habe ich die  SRF2-Radiosendung «Kontext» verfolgt. Unter anderem gab es eine Buchbesprechung zu Martin R. Dean’s neuem Buch «Verbeugung vor Spiegeln». Er hat dieses Buch 2015 aus Anlaß seines 60. Geburtstags geschrieben. Es ist eine Art Rückblick auf einen wesentlichen Teil seines bisherigen Gesamtwerks — oder für mich sogar auch eine Art Gebrauchsanweisung, seine früheren, teilweise autobiographischen Romane zu lesen. Aufgrund dieser Buchbesprechung habe ich mir dieses Buch sofort besorgt und es mit zunehmender Begeisterung gelesen.

Daraufhin habe ich gleich noch weitere Romane dieses Autors bestellt – sie sind zum Teil nur noch antiquarisch erhältlich. Hierbei ist das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher sehr hilfreich. Herausragend in dem autobiographischen Kontext sind vor allem die Titel «Ein Koffer voller Wünsche» und «Meine Väter».

Nun aber zurück zum Eingangs erwähnten Buch «Verbeugung vor Spiegeln». Der Klappentext umschreibt sehr treffend den Ansatz, welchen Martin R. Dean seiner Leserschaft vermitteln möchte:

Über das Eigene und das Fremde

„Man könnte meinen, das Fremde sei allgegenwärtig. Jedenfalls gibt es kaum ein Thema, das von der Tagespolitik über die Medien bis zu den Stammtischen so heftig diskutiert wird, und immer geht es um die Fremden und um Abwehr, Regulierung und Integration. Martin R. Dean, als Sohn eines Vaters aus Trinidad in der Schweiz geboren, kennt die Debatte, vor allem aber kennt er die Erfahrung, die er in vielen seiner Romane fruchtbar gemacht hat. So auch in diesem Buch, in dem er das Fremde als radikale Erfahrungsmöglichkeit im Austausch unter Menschen beschreibt. In  vielfachen Selbstbegegnungen sucht er nach Spuren der eigenen Verwandlung, wie sehr ihn das Fremde, die Begegnung mit dem anderen, auf Reisen, in der Literatur, zu dem gemacht hat, der er ist. Und er kommt zu einem überraschenden Schluss: Das Fremde, das eigentliche Kapital der Moderne, droht in den Prozessen der Globalisierung zu verschwinden. Um es wiederzugewinnen, müssen wir darauf bestehen, dass das Fremde fremd bleibt, wir müssen es aushalten. Und wir müssen vor allem „verlernen“, es uns verständlich machen zu wollen.“

In der heutigen Zeit, in der wir wegen der Flüchtlingsströme auf Fremdes, Andersartiges womöglich zum ersten Mal überhaupt aufmerksam werden, ist dieses Buch ein wahrer Augenöffner und ein Plädoyer für Menschlichkeit und mehr Achtsamkeit im Umgang miteinander.

Über den Autor

Geboren am 17.7.1955 in Menziken (Kanton Aargau, Schweiz). Arbeit als Schriftsteller, Journalist und Essayist in Basel. Gymnasiallehrer am Gymnasium Muttenz (BL) mit Teilzeitpensum. Verheiratet mit der Kulturwissenschaftlerin Silvia Henke (Hochschule Luzern). Seit 2009 Auftrag am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel.

Grace Hopper und Kurt W. Beyer – Ein Nachtrag

Wie im vorhergehenden Blogbeitrag berichtet, hat sich Dr. Kurt W. Beyer eingehend mit dem Leben von Admiral Grace Hopper beschäftigt. Es gibt nicht nur einen Vortrag, sondern auch ein lesenswertes Buch:

Grace Hopper And The Invention Of The Information Age

Autor ist derselbe Kurt W. Beyer, der den knapp einstündigen Vortrag gehalten hat, von dem ich vorgängig berichtet habe.  Er zeichnet das Bild einer Mathematikprofessorin, welche in einer Art Wendepunkt ihres Lebens in die Armee eintritt und fortan die Geschicke des aufkeimenden Informatikzeitalters bestimmt.  Der Schock des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor hat die amerikanischen Streitkräfte auf eine extreme Weise mobilisiert.  Zu dieser Zeit hat das IBM-Werk in Endicott den ASCC fertiggestellt, einen der frühen elektromechanischen Rechner. ASCC steht für “Automatic Sequence Controlled Computer”. Howard Aiken, der Konstrukteur dieses Rechners, hat Grace Hopper in sein Team aufgenommen.

Grace Hopper hat mit ihrem analytischen Verstand selbst diese steinzeitliche Rechenanlage optimal eingesetzt. Das größte Hindernis für eine Programmierung dieses ASCC (später an der Harvard-University wurde der Rechner “Mark I” genannt) bestand in dem festen Programmablauf, der durch einen 4″-breiten Lochstreifen vorgegeben wird. Dies sollte sich auf späteren Systemen ändern –  der Schlüssel dazu bestand in der Von-Neumann-Architektur, welche den Programmcode ebenfalls im Arbeitsspeicher ablegt.

Wer sich für diese Dinge interessiert, sollte sich das Buch kaufen und lesen!

Dr. Kurt W. Beyer: “Grace Hopper And The Invention Of The Information Age, MIT Press Paperback Edition,
ISBN 978-0-262-01310-9

Grace Hopper – Emanzipation aus anderem Blickwinkel

Kürzlich bin ich auf einen Vortrag auf Youtube gestoßen, der absolut sehens- und hörenswert ist: Dr. Kurt W. Beyer stellt in einem Vortrag Admiral Grace Hopper (1906-1992) vor. Sie war Informatikerin und Computerpionierin. Sie hat in den 50er Jahren die Programmiersprache COBOL entwickelt. Dies war insofern ein wichtiger Schritt, als die ersten Rechner in Von-Neumann-Architektur zur Verfügung standen. Wo bisher Computerwissenschafter die Rechner in Maschinensprache oder bestenfalls in Assembler programmiert hatten, konnten nun Fachpersonen ihres Gebiets (Finanzwesen, Verwaltung etc.) den Computer in einer aufgabenorientierten Sprache programmieren.

Frau Hopper hat nebst 40 Ehrendoktorwürden den Man of the Year Award der Data Processing Management Association verliehen bekommen. Da ich derzeit gerade eine Biografie von Wilfried Meichtry über Iris von Roten auf dem Nachttisch liegen habe, sind mir interessante Verknüpfungen in den Sinn gekommen. Iris von Roten hat ihr damals sehr umstrittenes Buch “Frauen im Laufgitter” 1958 auf den Markt gebracht – in derselben Zeit, als Frau Hopper den Vorläufer von COBOL – Flowmatic – erdacht hat. Grace Hopper hat die Emanzipation der Frau auf ihre ganz eigene Weise vorangetrieben.

Zurück zum Vortrag. Ein Zitat aus dem Youtube-”Beipackzettel”:

Hopper made herself one of the boys in Howard Aikens wartime Computation Laboratory at Harvard, then moved on to the Eckert and Mauchly Computer Corporation. Both rebellious and collaborative, she was influential in male-dominated military and business organizations at a time when women were encouraged to devote themselves to housework and childbearing. Hoppers greatest technical achievement was to create the tools that would allow humans to communicate with computers in terms other than ones and zeroes. This advance influenced all future programming and software design and laid the foundation for the development of todays user-friendly personal computers.

Link zum Vortrag (Youtube)

Der letzte Satz ist für mich sehr zentral, darum hebe ich ihn hier hervor:

This advance influenced all future programming and software design and laid the foundation for the development of todays user-friendly personal computers.

Der Vortrag ist ein interessanter kulturhistorischer Beitrag.

„Mehr Zeit zum Leben“

Heute ist mir ein höchst bedenkenswerter Beitrag im einem Forum begegnet. Es handelt sich um ein Forum von Kaffeefreunden, welche ihr Getränk vorzugsweise mit Hilfe von sogenannten „Siebträgern“ erzeugen. In einer Diskussion berichtete eine Forumsteilnehmerin, dass sie aus Zeitgründen vom Siebträger zum „Knopfdruck-Kaffee“ (Nespresso) umgestiegen ist. Was bei den eingefleischten Liebhaber/innen des Kaffees nicht unbedingt auf Zustimmung gestoßen ist. Eine der vielen Antworten lautet (auszugsweise):

„Bei dir ist es zumindest eine Entscheidung mit der Kenntnis, dass es besser geht. Dir ist die Arbeit für “das bisschen besseren Geschmack” zu nervend.

Bei mir ist es genau umgekehrt: Ich freue mich nach dem Aufstehen und nach Feierabend auf einen, oder mehrere Espressi/Cappuccinos. Als erstes wird frisches Wasser eingefüllt und die Maschine eingeschaltet. Die “Wartezeit” ist für mich keine Wartezeit im negativen Sinn (ich könnte ja auch eine Zeitschaltuhr einsetzen) sondern Zeit der Vorfreude.
Ich genieße dann die Zeremonie der Zubereitung, angefangen vom Duft beim Mahlen des Kaffees entsteht, bis zu dem “Erlebnis” wenn der Espresso in die gerade unter den Siebträger gestellten warmen dickwandigen Tassen fliesst. Vom Genuss eines optimal zubereiteten Espresso oder Cappuccino brauche ich dir nicht vorzuschwärmen.

Leider wissen die meisten gar nicht was Ihnen entgeht. Das sieht man an den Regalen im Supermarkt. 2 Meter Nespresso, keine ganzen Bohnen, Fertigessen und Aufbackbrötchen so weit das Auge reicht. In vielen Bereichen kennen die meisten gar nicht mehr den möglichen Geschmack.“

Hier hat jemand aus meinem Herzen gesprochen. Besser kann man das nicht sagen. Überflüssig zu erwähnen, dass ich mich ebenfalls zu den Freunden des Siebträgers zähle. Es fängt schon mit der Auswahl der Kaffeebohnen an, mit dem Gespräch darüber beim Lieferanten. Einer dieser Lieferanten wurde schon einmal in diesem Blog erwähnt, Kaffee-Total. Das Ritual der Herstellung ist mindestens mit ebensoviel Freude verbunden wie der Genuß des Getränks.

Umso erschreckender ist für mich, mitanzusehen, wie im Laden die Regal-Laufmeter mit bunt eingepackten, fertig zubereiteten Lebensmitteln immer mehr werden. Auf Kosten von frischem Gemüse, von frischem Obst. Heute klagen die Gemüsebauern zurecht darüber, dass z.B. die beiden Schweizer Großverteiler Migros und Coop die Preise für die Ware diktieren. Es ist ein unerbittlicher Preiskampf unter den Großverteilern ausgebrochen. Er wird auf dem Rücken der Produzenten ausgetragen.

Vor ein paar Monaten hat ein Schweizer Lebensmittelhändler (Migros) eine Plakatkampagne gestartet, mit einem Bild von einem Mikrowellen-Futter – irgendetwas Asiatisches – und den Worten „Anna’s Best – Mehr Zeit zum Leben“. Jetzt frage ich mich: Was ist Leben? Gehört die Freude am Zubereiten eines Essens, von Grund auf, aus natürlichen Produkten, denn nicht zum Leben? Ist vielleicht Fernsehen ein wichtiger Teil des Lebens? Habe ich womöglich einen schweren Fehler begangen, als ich vor ein paar Monaten unseren letzten Fernsehapparat entsorgt, und das Abonnement dazu gekündigt habe?

Der Siegeszug von Ignoranz und Infotainment

Dieser Tage ist mir ein Artikel der NZZ untergekommen, welcher ein Schlaglicht auf die Spaßkultur, die Ignoranz und das Infotainment der westlichen Welt wirft. Die Autorin, Andrea Köhler, macht sich Gedanken über eine Bewegung, die von den USA aus auf uns herüberschwappt:

Die Amerikaner werden immer dümmer – und damit sind sie nicht allein. Soeben ist in Deutschland ein Buch mit dem Titel «Generation Doof» erschienen, in dem das Phänomen der galoppierenden Ignoranz aufs Korn genommen wird. Die Generation der Zwanzig- bis Dreissigjährigen kann zwar an die zwanzig Klingeltöne fürs Handy, nicht aber Wagner von Beethoven unterscheiden. Falls sie überhaupt noch weiss, wer Wagner und Beethoven waren. Wieder einmal hat merika die Vorbildfunktion. Oder wie Mark Twain so schön sagte: When America sneezes, Europe catches the cold.

Ich bin mir nicht so sicher – falls diese Erscheinung jemals gestimmt hat – ob es heute noch ebenso ist. Vielleicht kommt die alte Welt in ihrer Verblödung sogar ohne die vielgeschähten USA aus. Wenn ich mir die Tendenzen in den elektronischen, aber auch in den Printmedien ansehe, fällt mir auf, dass allein in der kleinen Schweiz das Überangebot der belanglosen Nachrichten einen immer größeren Stellenwert hat. Es ist nicht mehr nur der „Blick“, inzwischen gibt es ein 20 Minuten, und namhafte Zeitungen haben mit der Boulevardisierung nachgezogen, siehe z.B. die ehemals ernstzunehmende Basler Zeitung.

Weiter in ihrem Artikel schreibt Andrea Köhler über die gesellschaftliche Ächtung der Melancholie. Was ich als “nachdenkliches Innehalten” bezeichne, sehen Andere vielleicht schon als Party-Stimmungstöter in unserer ach so lustigen und fröhlichen Welt, Nochmals Zitat aus Andrea Köhlers Artikel:

Interessanter ist da vielleicht ein anderer Aspekt: nämlich der merikanische Zwang zum Glücklichsein oder, mit dem Autor von Against Happiness» gesprochen: das Verbot der Melancholie. Eine Nation, die alles Grübeln mit Prozac austreibt, verliert nicht nur eine wichtige Quelle der Inspiration, sondern auch die Reflexionsfähigkeit. Die Gewohnheit, selbst milde Anfälle von Traurigkeit schon bei Kindern mit Medikamenten zu unterdrücken, leistet der grassierenden leichgültigkeit in sämtlichen Lebensbereichen Vorschub; wer nichts als Spass im Kopf hat, wird sich kaum um gravierendere Probleme als Paris Hiltons neueste Eskapaden scheren.

Nun ist es ja leider nicht so, dass die allgemeine Verdummung vor den Printmedien haltmachte. Die zunehmende Bereitschaft auch der eriösen Zeitungen, sich dem galoppierenden Schwachsinn aus Angst or einem vermeintlichen Verlust von Lesern (und Anzeigenkunden) eilfertig anzubiedern, ist womöglich besorgniserregender als die Exzesse der digitalen Demenz. Darüber hinaus sind die Grenzenz zwischen den unterschiedlichen Medien im Begriff sich aufzulösen. Auch der Kotau vor den Skandalisierungen der Entertainment-Industrie ist längst an den Orten der klassischen Kulturkritik selbst angekommen. Umgekehrt gewähren Fernsehen oder Internet zum Teil entlarvendere Einblicke in die geistige Verfassung unserer Repräsentanten oder Idole, als es jede gedruckte Analyse vermöchte.

Wir empfehlen hier einen Besuch auf You Tube, wo man unter dem Stichwort «Are You Smarter Than a 5th Grader?» das «American Idol» Kellie Pickler bei dem Versuch beobachten kann, die Geografie Europas («Hungry is a country?») auszuloten. Im Übrigen haben kulturpessimistische Klagen den Vorteil, dass sie so schnell nicht veralten. «Jetzt ist nur noch eine Art von Ernst in der modernen Seele übriggeblieben», notierte Friedrich Nietzsche in seinen «Unzeitgemässen Betrachtungen». «Er gilt den Nachrichten, welche die Zeitung oder der Telegraph bringt.» Die moderne Seele ist inzwischen hundertdreissig Jahre älter geworden.

Ich denke, hier ist nichts mehr hinzuzufügen. Anlass zu diesem Artikel von Frau Köhler waren mehrere amerikanische Neuerscheinungen, die sich diesem Phänomen widmen, so z.B.:

  • The Age of American Unreason by Susan Jacoby
  • Anti-Intellectualism in American Life by Richard Hofstadter

welche ich mir natürlich sofort bestellt habe.

Unfrieden – leider auch unter Naturisten

Im heutigen NZZ-Folio ist unter der “Vereinsleben-Kolumne” ein Bericht über einen Konflikt unter Naturisten abgedruckt. Ein Ehrenmitglied des Naturisten-Vereins “die neue zeit” soll von dem Vereinsgelände vertrieben werden. Für das Ehrenmitglied, Horst Neumann, wehrt sich Kurt Haupt mit seiner eigens dafür eingerichteten Webseite.

Die Sicht des Vereins „die neue Zeit“ wird in den Informationen des Stiftungsrats dargelegt.

Ich finde es ernüchternd, dass Konflikte unter Nackten unter den gleichen “Spielregeln” ausgetragen werden wie in der übrigen Welt. Die Vision der “neuen zeit” erweist sich als wenig tragfähig.

Begegnungen

Im Internet wird viel berichtet von möglichen Begegungen. Manchmal frage ich mich, ob diese Begegnungen in der Phantasie derjenigen Menschen stattfinden, die von ihnen berichten. Möglicherweise hat der vernetzte Bildschirm die ähnliche Wirkung wie das Auto als Verkehrsmittel. Man kommt nicht in Kontakt zu den Menschen. Bei meinen Flugreisen bin ich immer wieder überrascht, wie vielen netten Menschen ich begegne. Dasselbe gilt natürlich für das Reisen mit der Bahn.

Aaaaber – ja, ein langes “aber” musste kommen. Es kommt sehr darauf an, wie man den Mitmenschen entgegentritt. Es gibt dazu eine schöne Geschichte aus alter Zeit™:

Vor den Hügeln einer großen Stadt saß ein alter Mann. Ein Fremdling näherte sich ihm und fragte „Sag an, was für Menschen leben in dieser Stadt?“

Der Alte ließ sich Zeit mit der Antwort, fragte den Fragesteller, wo er herkam, und schließlich, was für Menschen er denn dort kennengelernt habe. „Die Menschen dort sind unzuverlässig und heimtückisch, stets auf ihren Vorteil bedacht und unfreundlich, weswegen ich dort weggezogen bin.“

Der Alte sagte bedauernd „Nun, ich fürchte, Dich enttäuschen zu müssen. Du wirst die Leute hier nicht anders finden.“

Etwas später zog ein anderer Fremder vorbei und stellte dieselbe Frage. Auf dieselbe Gegenfrage meinte er „in meiner Stadt leben fröhliche Menschen, die gastfreundlich und hilfsbereit sind, Freunde in der Not und von Herzen gut.“

Der Alte sagte ihm „Du wirst Dich in dieser Stadt wohlfühlen. Du wirst die Leute hier nicht anders finden.“

(Verfasser unbekannt)

Es geht also darum, dem anderen offen, ohne Mißtrauen zu begegnen. Ob das noch möglich ist, wenn man sich voller Argwohn auf ein arrangiertes Treffen verabredet? Ja, das Internet als große Jekami-Veranstaltung bietet solche Treffen gegen bares Geld an: Flirtbörsen, Dating-Agenturen usw. Wohlgemerkt, dies hat nichts mit einer professionellem Partnervermittlung wie z.B.  Maria Klein zu tun. Hier handelt es sich in der Regel um Werbeagenturen, die mit irgendwelchen Software-Programmen, die die Fragebögen vergleichen,  das schnelle Geld machen möchten. Und, wie könnte es anders sein, dazu gibt es  bereits die Metaebene: Leute, die sich mit den Auswüchsen dieses Marktes auseinandersetzen. Schade, dass diese Auseinandersetzung so wortreich daherkommt, wie ich es gestern moniert habe.

Sich auf etwas einlassen

Ab und zu passiert es: man trifft auf einen Menschen, oder auf einen Text im Internet, kurzum auf eine Meinung. Und man kann nur noch eins zu dem Gedanken sagen: genauso ist es!

Heute morgen ist es mir wieder mal passiert. Bei der Durchsicht der von mir bevorzugten Blogs bin ich auf einen Beitrag von Vincent Klink gestoßen. Der Meisterkoch nimmt Bezug auf auf ein einfaches, delikates Gericht und macht sich Gedanken darüber, dass wir heutzutage vor lauter Suche nach der Vielfalt am kleinen Glück vorüberrennen. In seinen Worten klingt das so:

„Viele Menschen sind tief verunsichert und so handeln und leben sie auch. Enge Bindungen werden nicht mehr riskiert, ein scheinbares Gefühl für Freiheit wird gepflegt indem man sich Hintertürchen offen hält, hier etwas mitnimmt und sich dort nur zu kleinen Teilen einlässt. Geduld, sich auf etwas einzulassen, so etwas wie Leidenschaft entwickeln, das funktioniert immer schlechter. Man rauscht durch den Alltag und hat den Kopf voll mit Halbheiten, mit Gedankenschnipseln und nennt sich dann trügerischerweise “informiert”.

Beim Fernsehen wird nur noch gezappt, weil man in der Angst lebt etwas anderes zu verpassen. In Magazinen und Zeitungen macht sich deshalb das “Prinzip Bildzeitung” breit. Riesige Überschriften und dann kommt nicht mehr viel.

Beim Essen ist es nicht anders. Deshalb sind Amuse-Bouche-Menüs in Mode gekommen, eine kleine Delikatesse reiht sich an die andere und Reagenzglasweise werden die Weine dazu serviert. Ist man dann Zuhause weiss man nicht mehr viel, ausser dass es schön war.“

Für mich besteht der Schlüssel zum persönlichen Glücksempfinden darin, sich auf etwas einlassen zu können. Egal, was es ist: Mach das, was Du gerade tust, mit ganzem Herzen.

Rechtschreibeprüfung

Ich habe soeben einen neuen Zeitvertreib entdeckt: Gib’ einem Textverarbeitungsprogramm ein Wort zur Überprüfung, und freu’ Dich über die vorgeschlagenen Varianten, wenn es dieses Wort nicht kennt!

OpenOffice Writer kennt offenbar keine “Naturistenfamilien”. Interessant, was es als Ersatz dafür vorschlägt:

  • Aristokratenfamilien
  • Algorithmenfamilien
  • Bauernfamilien
  • Familienministern (sic! Was auch immer das sein soll…)

Jedenfalls hat die vorgeschlagene “Aristokratenfamilie” ein Forumsmitglied zu einem philosophischen Gedankenspiel angeregt, wie man hier lesen kann. Ob SUN Microsystems Inc. als federführender Teil der Entwicklung von OpenOffice sich der kreativen Wirkung bewußt ist?